Warum es wichtig ist, deinen Schreibtyp zu kennen

Wenn wir mit dem Schreiben beginnen, ist es eine Reise ins Unbekannte. Du hast diesen Traum vom Buch und eine Idee, die dich begeistert.

Manchmal ist diese Idee nur ein Geruch oder ein Bruchstück eines Liedes, manchmal ist sie ein Charakter und manchmal ein großer Storybogen.

Du brichst von bekannten Ufern auf, stößt dein kleines Geschichtenboot ab und fährst hinaus in unbekannte Gewässer.

Zuerst kommst du gut voran, doch dann ist da ein Sturm, der dich durchschüttelt oder eine völlige Windflaute und du kommst einfach nicht mehr voran.

Was die meisten Autor*innen dann tun, ist nach Schreibratgebern zu suchen und davon gibt es wahrlich genug.

Doch ob und welche Ratgeber dir wirklich helfen, liegt an deinem Schreibtyp.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Schreibtyp?

Der Begriff Schreibtyp meint nicht mehr und nicht weniger als deine Herangehensweise ans literarische Schreiben.

Dabei gibt es zwei Pole auf der Schreibtypskala: das Plotten und das Discovery Writing (oder Pantsen).

Übersetzt meint das soviel wie der planende Ansatz und das entdeckende Schreiben.

Discovery Writer*innen oder Pantser*innen oder entdeckend Schreibende sind Autor*innen, die eine unglaublich gute Geschichtenintuition haben und darum einfach so drauf losschreiben können.

Plotter*innen sind Autor*innen, die ihre Geschichte vor dem Schreiben komplett nach bestimmten Geschichtenmustern vorstrukturieren und beim Schreiben dann die vorgeplanten Szenen zum Leben erwecken.

Wie auf jeder Skala gibt es natürlich auch die Autor*innen, die mit abgeschwächten Varianten oder Mittelwegen arbeiten oder je nach Projekt sogar den Schreibtyp wechseln können.

Keiner der Schreibtypen ist besser oder schlechter als der andere. Sie bringen nur unterschiedliche Herausforderungen mit sich, die du kennen solltest, um gut mit ihnen umzugehen.

Sehen wir uns also die beiden Typen einmal genauer an. 

Discovery Writing

Discovery Writing, also das entdeckende Schreiben, bedeutet, dass du nur sehr wenige Informationen über deine Geschichte besitzt, bevor du sie schreibst.

Du entdeckst alles was im Text passiert, während du es aufschreibst.

Dabei gibt es natürlich eine gewisse Abstufung. Die stärkste Variante des Discovery Writings ist am besten mit einem O-Ton einer meiner Autor*innen erklärt: „Es floss einfach so durch mich hindurch und ich habe mir nur dabei zugesehen, wie ich es aufschreibe.“

Meine persönliche Discovery Writing Tendenz ist so stark, dass mein Interesse an einer Geschichte stark abnimmt, sobald ich zu viel über sie weiß.

Typische Aussagen für Discovery Writer*innen sind:

  • Sobald ich weiß wie die Geschichte ausgeht, interessiert sie mich nicht mehr.
  • Ich hab alles vorgeplant, aber dann konnte ich es nicht schreiben.
  • Ich hatte eine krasse Schreibblockade, nachdem ich versucht habe zu plotten.
  • Meine Geschichte entsteht beim Schreiben wie von selbst.
  • Am Ende fügt sich alles irgendwie wie magisch zusammen.
  • Ich hab immer gern geschrieben, aber seit ich weiß, wie es geht, kann ich nicht mehr schreiben.
 
Ein Gehirn, das Discovery Writing präferiert, braucht das Gefühl von Entdecken dürfen und die Erlaubnis, Kontrolle loszulassen.
 
Herausforderungen im Schreibprozess sind oft
  • lose Enden,
  • fehlende Motivation bei der Überarbeitung,
  • Menschen, die glauben, sie wüssten besser als du, wie Schreiben für dich funktioniert,
  • sich in der Geschichte verstricken,
  • den Überblick verlieren,
  • stecken bleiben,
  • und jede Menge Selbstzweifel.

Hier gilt es, eine gewisse Entspanntheit zu entwickeln und die richtigen Tools für Discovery Writer*innen zu lernen. (Z.B. in meinen wöchentlichen Schreibworkshops, die extra so konzipiert sind, dass sie auch für Discovery Writer*innen funktionieren, oder einem Coaching.)

Die größte Herausforderung ist meist jedoch die Überarbeitung nach Abschluss des ersten Manuskriptentwurfs, denn jetzt ist die Geschichte ja schon bekannt und das Gehirn muss sich TROTZDEM damit auseinandersetzen und gleichzeitig die Ungereimtheiten entwirren.

Was Plotter*innen also schon vor dem eigentlichen Schreiben erledigen, müssen wir Discovery Writer*innen im Nachhinein tun.

An dieser Stelle drei Erinnerungen:

  1. Deine Geschichtenintuition ist fantastisch! Feiere sie und dein erzählerisches Talent!
  2. Auch wenn es hart ist, es ist machbar.
  3. Wir suchen uns nicht aus, wie unser Geschichtengehirn funktioniert – aber wir können immer das allerbeste herausholen, wenn wir diese Arbeitsweise kennen und verstehen.

Plotten

Plotten, also den Text vor dem Schreiben vorzuplanen, bedeutet, dass du sehr viele Informationen und Details – vor allem aber den kompletten Spannungsbogen und die Entwicklung deiner Figuren – kennst, bevor du mit dem Schreiben beginnst.

Am effektivsten ist das Plotten, wenn du dabei einer erprobten Plotmethode folgst von denen es zahlreiche gibt. Z.B. die Heldenreise, die Heldinnenreise, Save the Cat, die Drei-Akt-Struktur, die Fünf-Akt-Struktur und so weiter. 

Auch hier gibt es Abstufungen. Manche Autor*innen planen alles bis auf Szenenebene komplett vor, andere schaffen sich nur einen groben Rahmen.

Natürlich kann es auch bei geplotteten Texten beim Schreiben zu Überraschungen und Abweichungen kommen, doch der Startpunkt ist ein strategischer mit maximalem Wissen über den Handlungsverlauf.

Typische Aussagen für Plotter*innen sind:

  • Seit ich die Methode XY kenne, läuft alles bei mir viel besser.
  • Der Schreibratgeber XY hat mir extrem weitergeholfen.
  • Wenn ich genau weiß, was in dieser Szene passieren soll, fließt es gerade zu aus mir heraus.
  • Jede Figur bekommt vorab einen ausführlichen Steckbrief.
  • Ich entwickle meine Figuren mit einen Persönlichkeitskonzept (z.B. Enneagram).
  • Ich hab immer gern geschrieben, aber seit ich weiß, wie es geht, bin ich richtig gut geworden. 
 
Ein Gehirn das Plotten präferiert, braucht das Gefühl von Klarheit, Struktur und Weitblick, um sich ins Schreiben hineinfallen lassen zu können.
 
Herausforderungen im Schreibprozess sind oft
  • den Geschichtenfluss herzustellen,
  • Szenen lebendig zu gestalten,
  • nicht zu vorhersehbar zu werden,
  • stecken bleiben
  • und jede Menge Selbstzweifel.

Die Überarbeitung fokussiert sich bei Plotter*innen oft weniger auf Folgefehler und Spannungsaufbau als auf die Aspekte wie Stil, Erzählstimme, Atmoshpäre und Leser*innenbindung.

Insbesondere dann, wenn der Plot vor dem Schreiben bereits im Lektorat war, sind die Überarbeitungsdurchgänge oft deutlich geringer in der Zahl und schneller in der Bearbeitung.

Was Discovery Writer*innen also in der Überarbeitung machen müssen, haben Plotter*innen meist schon vor dem eigentlichen Schreiben erledigt.

An dieser Stelle drei Erinnerungen:

  1. Gut plotten zu können ist eine fantastische Fähigkeit! Feiere sie und dein erzählerisches Talent!
  2. Auch wenn es sich manchmal hart anfühlt, es ist machbar.
  3. Wir suchen uns nicht aus, wie unser Geschichtengehirn funktioniert – aber wir können immer das allerbeste herausholen, wenn wir diese Arbeitsweise kennen und verstehen.

Warum es wichtig ist, deinen Schreibtyp zu kennen und welche Schreibratgeber wirklich funktionieren

Es gibt drei wirklich wichtige Gründe, deinen Schreibtyp zu kennen:

  1. Du bist viel schneller, wenn du so arbeitest, wie es deinem Schreibtyp entsprichst.
  2. Du zweifelst weniger an dir, weil du weißt, dass dein Schreibtyp bestimmte Herangehensweisen erfordert.
  3. Du kannst viele Schreibblockaden einfach umschiffen.


Was ich bei mir selbst und meinen Autor*innen täglich erlebe: Wenn Plotter*innen mit Discovery Methoden arbeiten und umgekehrt, ist nicht nur der Frust hoch, du kannst sogar zu dem Punkt gelangen, an dem du glaubst, gar nicht schreiben zu können, obwohl du eigentlich wirklich gut schreibst (Been there, done that.).

Besonders wichtig ist dieses Wissen – und jetzt haben wir den Bogen zum Anfang des Artikels geschafft – in der Auswahl und im Umgang mit Schreibratgebern und Workshops.

Discovery Writer*innen brauchen Ratgeber, die eher darauf abzielen, die Kreativität zu fördern. Wenn sie Plotratgeber lesen – und das sollten sie trotzdem tun – braucht es extrem viel Achtsamkeit für sich selbst (Wann fange ich an, innerlich zu blockieren? Wann verfalle ich in einen Ich-muss-das-genauso-wie-beschrieben-machen-Gedanken?) und das Wissen, dass du diesen Text liest, um dein Unterbewusstsein zu füttern und NICHT, weil man nur so schreiben kann.

Plotter*innen hingegen profitieren am meisten von Ratgebern, die konkrete Methoden aufzeigen. Ein zu offen gehaltener Schreibratgeber kann für Plotter*innen extrem frustrierend sein.

Es gilt beim Schreiben also genauso wie im Leben: KNOW YOURSELF. Und lass die anderen reden. Wenn es für dich funktioniert, dann funktioniert es.

Meine KEEP WRITING Workshops sind übrigens so konzipiert, dass sie für Discovery Writer*innen UND Plotter*innen funktionieren.

Und im Lektorat frage ich im Kontaktformular, ob du Plotter*in oder Discovery Writer*in bist, denn die verschiedenen Schreibtypen benötigen auch verschiedenes Feedback.

Du siehst: Es macht Sinn herauszufinden, wie dein Schreibgehirn arbeitet.

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Schreiben lernst du nur durchs Schreiben.

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Ich bin Tanja und als Lektorin, Schreibdozentin und Coachin bringe ich dich und deinen Roman genau an diesen Punkt, wo dein Text geradezu magisch wird.

Und weil Schreiben eine perfekte Mischung aus Magie und Handwerk ist, liest du in meinem Blog alles über das Schreibhandwerk, Fantasy-Bücher, die Magie des Schreibens und alles, was du zum Lektorat wissen musst.

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