Eine Schreibblockade und eine Erkenntnis

Wir sitzen gemeinsam im wöchentlichen KEEP WRITING Workshop und reflektieren die letzten Termine der Reihe „Einen fortlaufenden Text schreiben“. Einer Teilnehmerin fällt auf: „Bei den kurzen Übungen fließt bei mir alles fantastisch, aber wenn ich an meinem Roman dranbleiben will, dann geht es nicht.“

Eine spannende Erkenntnis und noch dazu eine, die sehr viele Autor*innen teilen. Aber was ist jetzt zu tun?

Inhaltsverzeichnis

Eine Spurensuche

 Ich habe in solchen Fällen schon oft den Rat gehört, dass man nur besser plotten (also die Geschichte vorplanen) müsse, dann käme es gar nicht zu diesem Problem.

Im Fall meiner Workshopteilnehmer*in wäre dieser Rat vermutlich das Ende der Geschichte, denn die Teilnehmer*in ist Discovery Writerin. Der Rat zu plotten hätte sie höchst wahrscheinlich zeitnah in eine Schreibblockade und massive Selbstzweifel gestürzt.

Wir haben es hier tatsächlich mit einem ganz anderen Thema zu tun. Ich nenne es Ergebnisabhängigkeit, aber du kannst es auch unter Richtig-machen-wollen oder Perfektionismus einsortieren.

Auf die Frage, warum die kurzen Texte leicht sind, lautet die Antwort der Teilnehmerin nämlich sinngemäß: „Da geht es um nichts. Die machen einfach nur Spaß.“

Das heißt im Umkehrschluss: Bei den langen Texten, bei unserem Romanmanuskript, da geht es um etwas.

Erkennst du dich wieder? Dann notier dir doch kurz, worum es bei dir gehen könnte, bevor du weiterliest.

Ergebnisabhängigkeit und ihre Auswirkung

Oft ist der hemmende Faktor der Wunsch, dass unser Buch richtig gut werden soll, dass es gelesen werden soll, dass es einen Vertrag bekommen soll, dass wir nicht versagen wollen.

50 Shades of Erwartungshaltungen also.

Unser Buch und wir sind nur gut, wenn wir diese Erwartungen erfüllen. Und zwar am besten samt Goldsternchen.

Aber dieser Blick macht dein Schreiben völlig vom Ergebnis abhängig.

Dein Fokus ist vom Tun komplett auf das Ergebnis verschoben.

Dein Wert und die Freude und der Wert deiner Arbeit hängt dann an diesem Ergebnis.

Und dieses Ergebnis wird mit so vielen Erwartungshaltungen verknüpft, dass es unmöglich scheint, es zu erreichen. Ein scheinbar unüberwindbarer Berg aus Frust und Selbstzweifeln entsteht.

Diese Art zu denken, tritt übrigens nicht nur bei Debütautor*innen auf.

Bei Autor*innen, die gerade ihr zweites Buch schreiben, während ihr erstes bei Agenturen zur Bewerbung liegt, höre ich oft: „Ich kann das zweite Buch erst schreiben, wenn ich weiß, dass ich Leser*innen für mein erstes finde.“

Ein fataler Trugschluss. Natürlich ist es hilfreich jetzt Feedback zu bekommen – am besten von einer Lektorin, die mit mehr Abstand auf einen Text schauen wird als Testleser*innen und dir fundierteres und –  zumindest in meinem Fall – wertschätzendes und hilfreiches Feedback geben kann, an dem du wachsen wirst.

Aber die wirkliche Arbeit liegt darin, dass du jetzt weiter schreibst. Denn nur dadurch wirst du besser werden.

In unserer Ortsbibliothek gibt es in der Kinderabteilung zwei Buchreihen in denen berühmte Menschen vorgestellt werden.

Wenn all diese die weltbekannten Autor*innen, Sänger*innen, Schauspieler*innen, Forscher*innen, Sportler*innen deren Leben jetzt als Bilderbuch zum Vorbild in der Bibliothek steht, nach ihren ersten Versuchen aufgehört hätten, weil sie nicht gut oder gar perfekt waren, dann ständen sie jetzt sicher nicht auf den großen Bühnen dieser Welt. Und bei uns hier im Regal.

Also warum erwartest du von dir, dass du besser bist als diese Menschen? Warum musst gerade du als einzige Person auf der Welt sofort perfekt sein? 

Mit diesen 7 Fragen machst du dein Manuskript direkt besser

Die Lösung

Aber zurück zu meiner Teilnehmerin. Die Aufgabe, die jetzt vor ihr liegt, ist herauszufinden, wie sie die Leichtigkeit der kurzen Texte in den großen Romantext übertragen kann.

Der erste Schritt ist den Blick von der Abhängigkeit vom Ergebnis zu nehmen und die Begeisterung für den eigenen Text wiederzufinden – wie ein Kind, das eine Sandburg baut. Du wusstest doch bestimmt genau, wo die Muschelschale und der kleine Stock hinmusste. Oder?

Das ist die Energie, die du beim Schreiben brauchst. Eine Leichtigkeit, eine Freude, eine Begeisterung. Ein Schreiben um des Schreibens willen. Das ist die Übertragung der Energie des kleinen Textes in den Roman meiner Teilnehmerin.

Beim Sandburgbauen hast du dich wahrscheinlich nicht die ganze Zeit kritisiert und gesagt, dass die Burg nur etwas wert ist, wenn die Erwachsenen applaudieren, oder?

Und der zweite Schritt? Den gehen wir, wenn der erste geschafft ist.

Du siehst, manchmal geht es bei Schreibblockaden gar nicht um ein handwerkliches Thema sondern um etwas ganz anderes. 

Wenn ein ähnliches Thema bei dir auftaucht, stell gerne eine unverbindliche Coachinganfrage.

Über mich

Schreiben lernst du nur durchs Schreiben.

Kennst du dieses Gefühl, wenn alles auf einmal perfekt zusammenkommt und dein Manuskript plötzlich strahlt?

Ich bin Tanja und als Lektorin, Schreibdozentin und Coachin bringe ich dich und deinen Roman genau an diesen Punkt, wo dein Text geradezu magisch wird.

Und weil Schreiben eine perfekte Mischung aus Magie und Handwerk ist, liest du in meinem Blog alles über das Schreibhandwerk, Fantasy-Bücher, die Magie des Schreibens und alles, was du zum Lektorat wissen musst.

Mit 7 Fragen dein Manuskript direkt besser machen:

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